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Tatort Atelier

Regula Engeler

Atelier: Haus Blume, Bahnhofstrasse 10, 9055 Bühler

Kontakt Anbieter:in / Anmeldung

Angebotsinformationen

– Anbieter:in: Kulturzentrale
– Verfügbarkeit: Mo-Fr am Vormittag, Termine auf Anfrage
– Veranstaltungsort: In den Ateliers der jeweiligen Kunstschaffenden
– Zielgruppe: 3. - 12. Schuljahr
– Dauer: 60-90 Minuten
– Kosten: CHF 250.00

Tatort Atelier

Regula Engeler

Atelier: Haus Blume, Bahnhofstrasse 10, 9055 Bühler

Regula Engeler ist 1973 in Ruiz de Montoya (Argentinien) geboren und in St.Gallen aufgewachsen. Sie hat in Berlin freie Kunst studiert und lebt und arbeitet als freischaffende Künstlerin in Bühler. Sie arbeitet mit verschiedenen Medien, u.a. mit Zeichnung, Film und Video, seit 2012 vorwiegend experimentell fotografisch.

Interview mit Regula Engeler

Warum sind Sie Künstlerin geworden?
Lässt sich das so einfach erklären? Es ist gibt natürlich prägende Erlebnisse, Vorgeschichten, Auslöser. Naheliegender wäre ich Musikerin geworden, aber ich entschied mich nach der Schule für einen abrupten Wechsel und studierte freie Kunst in Berlin. Vielleicht auch, weil ein Freund von mir dahin gezogen ist, ich weiss es nicht, es war eine ziemlich unbewusste radikale Entscheidung. Ich bin dann bei der Kunst geblieben. Die Freiheit der Kunst ist natürlich (ein Stück weit) auch eine Illusion, aber meine Arbeit ist für mich existentielle Leidenschaft und Herausforderung zugleich und ich kann gar nicht sein ohne meine Arbeit.

Wer oder was inspiriert Sie? Warum?
Die Fotografie als Geheimnis. In dieser Hinsicht gibt es ganz viele Arbeiten, die mich ansprechen - letztendlich aber muss ich selber zu meinen eigenen Bildern kommen. Ich experimentiere gerne mit Unvorhergesehenem; ich arbeite mit langen Belichtungen, mit bewussten Lichteinfällen, mit Doppelbelichtungen, mit Farbumdrehungen, ich mache Fehler (und komme dadurch weiter) usw.
Geheimnisse lassen sich nicht erzwingen, denn sie widerstehen jeglicher Disziplin, sie sind rätselhaft unbeständig und tauchen gerne in den Momenten auf, wo man sie ganz vergessen hat. Mich interessiert die ursprüngliche Situation der Fotografie, wie die Fotografie als Technik - aus Experimenten - entstanden ist und wie sich diese ersten Fotografen und Fotografinnen überlegen mussten, was sie jetzt fotografieren
wollen. Das ist eine Frage, die man sich immer wieder stellen kann. Mit der Lochkamera habe ich von Grund auf selber mir diese Frage gestellt: was möchte ich abbilden? Was kann ich abbilden? Was ist es, was eine Fotografie ausmacht? Ich glaube, es ist nicht nur das, was man im Bild sieht, (das Reale), sondern vielmehr auch das, was letztendlich dahintersteht - die Haltung (das Unsichtbare). Fotografie als inneres Auge.

Die Fotografie ist für mich auch ein undurchsichtiger Prozess, ein Fein-Partikelaustausch. Wir alle kommen aus unseren eigenen Landschaften - aus einer gewissen Zeit, aus vorgegebenen Umständen, komplexe Verflechtungen, innere Gegebenheiten, das lässt sich nicht wegdenken, es ist der Untergrund, das Leben,
womit wir unmittelbar zu tun haben. Fotografie hat für mich viel mit dem Unwirklichen zu tun - es ist das Unaussprechliche in den Bildern (warum man die Bilder macht, dass die Bilder sprechen).

Was ist am schönsten daran, Künstlerin zu sein? Was am schwierigsten?
Das Geheimnis, woraus die Kunst entsteht.

Mein Ziel als Künstlerin ist…?
Ich betrachte meine Kunst als fortlaufende Forschungsarbeit - es ist immer offen, wie es weitergeht. Ich weiss nicht, ob ich ein Ziel als solches formulieren kann, es geht darum, unbewusst vielschichtig weiterzukommen, etwas zu verfolgen, dabei aber auch abbiegen, wobei das Abbiegen, die Überlagerungen, das Unvorhersehbare, das Unberechenbare, das Wunderliche, - etwas wagen, bis an die Grenzen gehen -
meist noch viel entscheidender ist. Geht es womöglich um die Sichtbarmachung von Nicht-so-sehr-Sichtbarem?

Mein liebstes Arbeitsmaterial oder Instrument ist…?
Für die Aufnahmen: Analoge Fotografie; alle möglichen Fotoapparate und Loch-Kameras; unterschiedlichstes Filmmaterial in Schwarzweiss und Farbe.
Für die Auswahl und Nachbearbeitung: Scanner und Computer.

Auf welches Kunstwerk sind Sie besonders stolz? Warum?
Auf das Buch „Unter Blumen“, erschienen 2020 im Vexer Verlag, was über längere Zeit in enger Zusammenarbeit mit einem alten Freund entstanden ist. Warum? Weil ich immer schon davon träumte, ein Buch zu veröffentlichen (es meine Erwartungen gar bei weitem übertraf) und weil ich es zu meinen schönsten und persönlichsten Arbeiten zähle.

An meinem Atelier gefällt mir besonders…?
Ich arbeite nicht nur im Atelier, sondern fotografiere auch viel draussen, unterwegs, auf Reisen, überall, wo ich etwas finden kann (was mich interessiert). Das Atelier ist mein ganz eigener Raum, a room of one`s own, mein Denkraum, Schreibraum, Raum für Versuchsanordnungen, Experimente, Nachbearbeitung, Auswahl - Büro.

Ich arbeite gerne nachts, am Computer, mit Leuchttisch, Scanner, etc.. Ich lese und schreibe in meinem Atelier, zeichne manchmal und habe auch einen Platz zum Fotografieren. Viele Ideen für neue Bilder ergeben sich im Halbschlaf zwischendrin, halb im Kopf, halb aus dem Bauch heraus. Wenn ich aus dem Fenster blicke, sehe ich einen halb verwilderten Garten, nachts die Sterne und den Mond.



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