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Die Menschen hinter den Büchern kennenlernen

Die Menschen hinter den Büchern kennenlernen

Gelungene Auftaktveranstaltung zu «Literatur aus erster Hand 2023»

10.05.2023 - Aktuell

Vergangenen Mittwoch, 3. Mai 2023, konnte kklick – Kulturvermittlung Ostschweiz im Rahmen der öffentlichen Vortragsreihe «Focus» der Pädagogischen Hochschule St.Gallen eine gelungene Eröffnung von «Literatur aus erster Hand» feiern. Rund 60 Gäste nahmen an der Veranstaltung unter dem Titel «Autor:innen im Gespräch» teil, darunter die Leiterin der Kantonsbibliothek St.Gallen Susanne Uhl, Autorinnen und Autoren aus dem Programm von «Literatur aus erster Hand» sowie Lehrpersonen, Studierende und Dozierende der PH St.Gallen.

Mit Zeichnungen an der Wandtafel, einem Haifischkostüm oder einer Gitarre: Am Mittwochabend gaben die drei Autor:innen Christina Bacher, Tobias Elsässer und Corinne Schroff einen lebendigen Einblick, wie sie bei Kindern und Jugendlichen die Lust am Lesen wecken wollen. Sie sind drei von 42 Autorinnen und Autoren, die zurzeit in Ostschweizer Klassenzimmern unterwegs sind, um mit den Schülerinnen und Schülern zu lesen oder zu zeichnen. Sie erzählen den Kindern und Jugendlichen auch von ihrer Arbeit, wie lange sie beispielsweise an einem Buch geschrieben haben, weshalb ein bestimmtes Thema gewählt wurde oder wie die Idee für eine Illustration entstanden ist. Damit leisten die Schriftsteller:innen und Illustrator:innen einen wichtigen Beitrag zur Leseförderung bei Kindern und Jugendlichen.

Dies ist auch das Ziel der Lese-Tour «Literatur aus erster Hand», welche ein Angebot der Kantonsbibliothek Vadiana ist und von kklick – Kulturvermittlung Ostschweiz organisiert wird. Der Anlass findet bereits zum 61. Mal statt und dürfte eine der ältesten und grössten Leseförderungsprogramme der Ostschweiz sein. 647 Lesungen, 7 Werkstätten und 1 Abendlesung stehen in diesem Mai in den Kantonen Appenzell Innerrhoden und Ausserrhoden, St.Gallen, Thurgau, Glarus und Schaffhausen sowie im Fürstentum Liechtenstein an. «Das sind beeindruckende Zahlen und ist ein riesiges Programm», sagte Susanne Uhl, Leiterin der Kantonsbibliothek Vadiana.

Lesungen lebendig gestalten

Wie aber müssen sich angehende oder Jung-Lehrpersonen solche Lesungen vorstellen? Antworten gab es an diesem Abend von den drei eingeladenen Autor:innen. Christina Bacher schreibt am liebsten für Kinder und Jugendliche und hat schon diverse Auszeichnungen bekommen. Bekannt ist die 50-Jährige vor allem für ihre Krimireihe «Bolle und die Bolzplatzbande». Ihre Lesungen gestalte sie lebendig – «es kann gut sein, dass ich im Haifischkostüm erscheine» – und interaktiv, damit die Kinder mitraten könnten, sagte sie. Eines ihrer aktuellen Bücher ist jedoch kein Krimi, sondern eine Biografie. In «Ein Schiff für den Frieden» hat sie über das «mutige Leben von Rupert Neudeck» geschrieben. Neudeck hatte in den 1990er-Jahren mehr als 10 000 Geflüchteten im Südchinesischen Meer das Leben gerettet. Davor habe er immer wieder Briefe geschrieben und um Unterstützung gebeten. «Mit diesem Buch möchte ich den Schülerinnen und Schülern zeigen, dass man mit Schreiben etwas bewegen kann.»

Mit Worten und Zeichnungen

In Tobias Elsässers Büchern geht es vorwiegend um Künstliche Intelligenz, Soziale Medien, Freundschaft und Internetsicherheit. Der 50-jährige Stuttgarter hat bislang über ein Dutzend Kinder- und Jugendbücher geschrieben und wurde schon vielfach ausgezeichnet. 2020 erschien sein Jugendroman «Play», in dem es um Freiheit, Freundschaft, Liebe und Selbstbestimmung in Zeiten von Social Media geht. 2022 folgte sein Kinderbuch «Arti – Auf Freundschaft». Seine Lesungen sind mit Hintergrundinformationen zum Schreiben und Leben als Autor angereichert. «Eine Leseförderung muss immer auch eine Schreibförderung sein», sagte Tobias Elsässer, der auch gerne seine Gitarre mitnimmt. In einer Zeit, in der der Computer, sprich ChatGPT, für die Menschen schreibe, gehe viel Wissen und Training verloren. «Schreiben aber muss man üben, den Wortschatz stetig erweitern.»

Bei Corinne Schroff geht es weniger um Worte, sondern mehr um Illustrationen. Die ausgebildete Comic- und Kinderbuchzeichnerin hat schon viele Kinderbücher, unter anderem «Papa Moll», Comics und Lehrmittel illustriert. Ein solches für Physik wurde vom BAK gar schon als «schönstes Schweizer Buch» in der Sektion Lehrmittel ausgezeichnet. Bei der Zürcherin beginnt die Lesung meist mit einer Geschichte, in die sie die Kinder miteinbezieht. Dabei bleibt die Wandtafel nicht lange schwarz. «Ich zeige den Kindern, wie man mit Zeichnungen Geschichten macht», sagte sie. Aktuell ist es jene von Léa, Léo und Zac. Drei Figuren, die mit jeder Buchseite mehr entstehen. «Am schönsten ist für mich, wenn die Lehrpersonen das Programm im Unterricht weiterführen und ich am Schluss von den Schülerinnen und Schülern ein Büchlein mit Zeichnungen oder Comics zugeschickt bekomme.»

Text: Marion Loher

2023 findet «Literatur aus erster Hand» vom 1. Mai bis 2. Juni zum 61. Mal in der Ostschweiz statt. 655 Lesungen und Literatur-Werkstätten mit 42 Schriftstellerinnen und Schriftstellern, Illustratorinnen und Comiczeichnern werden in dieser Zeit gut 25'000 Kinder- und Jugendliche erreichen und sie für Bücher und das Lesen begeistert.