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Fünf Wochen im FigurenTheater St.Gallen

Fünf Wochen im FigurenTheater St.Gallen

Barbara berichtet von ihrem kulturellen Bildungssemester

11.12.2018 - Praxis

Kunst machen mit der Motorsäge, mitarbeiten in geschützten Werkstätten und Kleider für Puppen nähen: Ziemlich abwechslungsreich gestaltete sich mein Bildungssemester, für das mir diesen Herbst vierzehn Wochen zur Verfügung standen. Zeit, um abseits der gewohnten Pfade meines Schulalltags zu wandeln und allerhand Neues auszuprobieren. Neben einem fünfwöchigen Praktikum im FigurenTheater St.Gallen besuchte ich Bildhauerkurse im Tessin und lernte die arbeitsagogische Institution Schloss Herdern im Thurgau von innen kennen – vom Schweinestall bis zur Schreinerei.

Ich habe eine Schneiderlehre absolviert und mich später zur Lehrerin für TTG (Technisches und textiles Gestalten) ausbilden lassen. Als ich ans FigurenTheater St.Gallen kam, fühlte ich mich im Nähatelier und in der Werkstatt dementsprechend von Beginn an wohl. Aber wie würde ich mit der bunten Welt des Theaters zurechtkommen? Ganz fremd war mir diese Welt ja nicht. An meiner Schule habe ich schon mehrmals erlebt, wie viel Freude die meisten Kinder daran haben, in eine Rolle zu schlüpfen und für einmal jemand ganz anderes zu sein. Sie können ihre Fantasie ausleben, und oft stärkt das Rollenspiel auch ihr Selbstvertrauen. Aber wie funktioniert das eigentlich in einem richtigen Theater? Diese Frage habe ich mir manchmal gestellt, wenn mal wieder ein Bühnenprojekt auf die Beine gestellt wurde, bei dem ich für die Kostüme zuständig war. So war es naheliegend für mich, im Rahmen meines Bildungssemesters in einem Theaterbetrieb zu arbeiten. Weil ich mich auch für Puppenspiel interessiere, gelangte ich schliesslich ans FigurenTheater St.Gallen. Dort haben sie mich mit offenen Armen empfangen.

Die Kenntnisse und Fähigkeiten, die ich aus meinem Beruf mitbrachte, konnte ich hier anwenden und erweitern. Ich besserte alte Puppen aus und fertigte neue Kostüme an, half bei der Arbeit am Bühnenbild von «Die Glücksforscher» mit, der neusten Inszenierung am FigurenTheater St.Gallen. Weil ich mich mit unterschiedlichen Materialien wohl fühle und es immer wieder woanders etwas zu tun gab, wirkte ich bald an ganz verschiedenen Produktionen mit. Auf einmal hiess es: «Oh, wir wären noch froh, wenn du…» – und dann habe ich mal hier und mal dort mitgearbeitet, halt überall, wo man mich gebraucht hat. So bediente ich auch mal bei einer Probe das Mischpult, half beim Einrichten der Scheinwerfer mit, oder durfte Co-Theaterleiterin Frauke Jacobi beim Regieführen über die Schulter blicken.

Was werde ich von meinem Praktikum am FigurenTheater St.Gallen mitnehmen, wenn ich meine Arbeit als Werklehrerin wieder aufnehme? Wenn an der Schule wieder mal Theater gespielt wird, wüsste ich wohl einiges an neuen Erfahrungen einzubringen. Worauf wird beim Ausleuchten geschaut, wie wird Regie geführt? Bei einem nächsten Mal könnte ich mir vorstellen, da ein bisschen mitzureden. Auch für die Kinder ist so ein Theaterprojekt ja eine fächerübergreifende Erfahrung, für die ganz unterschiedliche Kompetenzen eine Rolle spielen. Es ist toll, wenn man sie dabei ganzheitlich begleiten und ihre Ideen mit ihnen umsetzen kann. Und wer weiss, vielleicht ziehen wir in naher Zukunft mit den Kindern ein Puppenspiel auf. Denn noch etwas habe ich in meinem Praktikum gelernt: Professionelles Figurentheater kommt oft mit einfachen Mitteln aus. Um sich auch als Laie daran zu versuchen, braucht man kein ausgefallenes Material. Ich habe viele Sachen gesehen, bei denen ich finde: Das wäre in der Schule umsetzbar.