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Ein Tag für den Austausch und die bildende Kunst

Ein Tag für den Austausch und die bildende Kunst

Netzwerktreffen #11 AR/GL/SG

30.03.2020 - Aktuell

Zum elften Mal vernetzen, zusammenkommen und sich austauschen. kklick lud am 11. März 2020 nach Lichtensteig ein, genauer ins Rathaus für Kultur. Dort hat die Dogo Residenz für Neue Kunst ihren Sitz. Das Thema des Netzwerktreffens war die «Bildende Kunst» – welche Möglichkeiten sie bietet, wie sie im Schulalltag vermittelt und eingebunden werden kann. Das waren einige der Fragen, die Maura Kressig, Daniela Mittelholzer, Anne Gruber, Livia Vonaesch und Mike Krishnatreya während des Nachmittags beantworteten.

Die höchste Museumsdichte

Aber von Beginn an: Nach der Begrüssung durch kklick-Geschäftsführer Richi Küttel richtete der Stadtpräsident Mathias Müller einige Worte an die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Netzwerktreffens. Lichtensteig stehe – wie kklick auch – ganz im Zeichen des Buchstabens K: Kleinstadt, Kultur, Kulinarik und Kleinunternehmen. «Wir haben in Lichtensteig viereinhalb Museen bezogen auf 1900 Einwohner. Das ist die höchste Museumsdichte in Europa. Das kleinste Museum ist eine Telefonzelle», sagt Müller. Er freue sich, dass die Dogo Residenz ihren Platz im ehemaligen Rathhaus gefunden hat und lobte das Engagement der Beteiligten.

«Wir wollten sesshaft werden»

Um die Dogo Residenz für Neue Kunst vorzustellen, kam Maura Kressig zu Wort. «Wir haben schon lange zuvor Ausstellungen und Kunstvermittlung für Kinder und Jugendliche im Toggenburg gemacht, allerdings immer an anderen Orten. Das Herumziehen war lässig, wir wollten aber sesshaft werden, um nachhaltig wirken zu können. Wir hatten das Glück, dass das Rathaus gerade frei wurde», sagt Kressig. Nun haben sie einen Ort geschaffen, an dem Künstlerinnen und Künstler aus dem In- und Ausland wohnen und arbeiten können, und an dem über Ausstellungen und andere Formate der künstlerische Nachwuchs gefördert werden kann. Zudem ist das Rathaus für Kultur öffentlich zugänglich. 

Kunstvermittlung für alle Altersklassen

Künstlerinnen und Künstler können sich für die Dogo Residenz mit einer Vision bewerben. «Wir wollen, dass Kunst vor Ort passiert und von jedem Künstler die Sicht auf die Stadt und auf das Toggenburg gezeigt werden kann», sagt Kressig. In der Kunstvermittlung ist die Residenz stark. Es gibt für verschiedene Zielgruppen – vom Kindergarten- bis ins Erwachsenenalter – ein Vermittlungsangebot, seien es Atelierbesuche, Workshops oder die Jahresausstellung «Dogo Totale». Das Atelier konnte im Laufe des Nachmittags noch besichtigt werden. 

«Zugang zum Werk schaffen»

Dazwischen kam aber zuerst noch die Darbietung von Hella Immler und Emma Skyllbäck (Rotes Velo Kompanie), die Auszüge aus dem interdisziplinären Tanz-Theaterstück «Terra Incognita» vorführten. Im Stück geht es darum, sich in der Endphase des Jugendalters selbst zu finden. Die Darbietung – ein visuell starkes und sinnliches Erlebnis – erhielt grossen Applaus.

Nach einer kurzen Pause stellte sich Daniela Mittelholzer vor. Sie ist Co-Leiterin von Kuverum und Kunstvermittlerin am Kunstmuseum St.Gallen. Mit «Einwärmübungen für die Wahrnehmung» zeigte sie den Teilnehmer*innen, wie sie mit Schulklassen im Museum Gemälde und Kunst betrachtet und deren Inhalt vermittelt. «Wir sind ständig umgeben von Bildern und es ist wichtig, dass Kinder und Jugendliche lernen sie zu betrachten und einzuordnen. Sie lernen so das historische und kulturelle Verständnis zu entwickeln und verstehen Kontexte», sagt Mittelholzer. Im Schnitt wird ein Bild im Museum nur rund vier Sekunden betrachtet. «Ich mache mit Schulklassen die Übung, dass sie ein Bild eine Sekunde betrachten und mir dann sagen, was sie alles wahrgenommen haben. Auch die assoziative Ebene binde ich ein. Oder die Schüler*innen sollen eine Geschichte oder einen neuen Titel zum Bild erfinden», so Mittelholzer. Sie sagt, es gibt viele verschiedene Arten, Bilder zu betrachten und zu analysieren. Die Methoden können nicht nur bei Bildern, sondern auch bei allen anderen Objekten eingesetzt werden. «Es geht darum, einen Zugang zum Werk zu schaffen», sagt Mittelholzer. Die «Einwärmübungen für die Wahrnehmung» können am Ende des Beitrags heruntergeladen werden.

Das Atelier und die Vorstellung vom Schaudepot

Nach dem ersten Teil des Netzwerktreffens wurde es bildlicher und drei Angebote, die auch auf kklick zu finden sind, wurden vorgestellt. Maura Kressig empfing die Teilnehmer*innen im Dogo-Atelier, wo auch zwei Künstler vor Ort waren und ihre Arbeit genauer vorstellten. Das Atelier befindet sich in der alten Turnhalle und bietet den Kunstschaffenden viel Platz. Auch die Kunstschule hat dort ihren Raum. 

Anne Gruber vom Kunsthaus Glarus stellte das Schaudepot und andere Vermittlungsangebote vor. Das Kunsthaus Glarus hat – ausgehend von Inhalten und Fragestellungen der jeweiligen Ausstellung – ein Kunstvermittlungsangebot für Schulklassen aller Zyklen entwickelt, um den Zugang zur zeitgenössischen Kunst herzustellen. «Es geht darum, eigenständiges und kritisches Handeln und Denken zu fördern», sagt Gruber. Beim Angebot des Kunsthauses kommt das Schaudepot hinzu.

Die Sammlungen des Glarner Kunstvereines haben für das Glarner Kunsthaus einen wichtigen Stellenwert, weshalb das Schaudepot zu speziellen Gelegenheiten zugänglich ist. Besucher*innen und Schulklassen erhalten Einblicke in die Schwerpunkte der Sammlung. Angebote für Schüler*innen werden in Absprache mit den Lehrpersonen entwickelt. Die Eindrücke werden immer auch in einem gestalterischen Teil vertieft und erweitert. 

Nur einmal abdrücken

Als letztes Vermittlungsangebot, das vorgestellt wurde, kam «Fotografieren wie die Profis» zum Zug. Die freie Dokumentarfilmerin Livia Vonaesch und der Film- und Fotoproduzent Mike Krishnatreya stellten den Workshop genauer vor. Schüler*innen lernen dabei alle Schritte der professionellen und künstlerischen Fotografie kennen und zum Schluss gibt es eine Ausstellung mit ihren Werken. «Jeden Tag vertiefen wir uns in ein neues Thema – wie zum Beispiel die Reportage oder das Porträt. Ausserdem setzen sich die Teilnehmer*innen mit der Bildkomposition, Lichtquellen und Schärfe auseinander», sagt Vonaesch. Natürlich durften sich die Teilnehmer*innen des Netzwerktreffens auch noch daran versuchen. Zu zweit sollte ein Porträt des jeweils anderen mit dem Handy erstellt werden, allerdings durfte man nur ein einziges Foto machen. Das fanden die Teilnehmer*innen speziell, aber auch gut, da man ja sonst meist zu viele Bilder mache.

Nach vielen Informationen und spannenden Einblicken in die Kunstvermittlungsangebote der bildenden Kunst und die Möglichkeiten, die sich dabei bieten, kamen zum Schluss alle zu einem Apéro zusammen, bei dem man sich über das Gehörte austauschen konnte. So ging ein spannendes und kreatives Netzwerktreffen zu Ende. 

Das nächste Netzwerktreffen AR/GL/SG findet am Mittwoch, 16. September 2020 statt. Save the date! Weitere Informationen folgen zu gegebener Zeit.

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