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Die kleinen Momente sind oft die grossen Highlights

Foto: Vanessa Püntener

Die kleinen Momente sind oft die grossen Highlights

Im Gespräch mit der Theaterpädagogin Dunja Tonnemacher

20.09.2021 - Menschen

Seit Herbst 2021 ist Dunja Tonnemacher neue Leiterin der Fachstelle Theaterpädagogik am Theater Bilitz. Was sie dorthin geführt hat und welche Ideen sie in dieser Position verwirklichen möchte, verrät sie im folgenden Kurzinterview.

Du bist seit September 2021 Leiterin der Fachstelle Theaterpädagogik am Theater Bilitz. Was hat Dich zu diesem Beruf und speziell zum Theater Bilitz geführt?
Nachdem mir klar wurde, dass ich meinem Herzen folgen muss, habe ich nach einer ersten beruflichen Karriere in der Wirtschaft mein Hobby – das Theater – zum Beruf gemacht. Berufsbegleitend absolvierte ich meine theaterpädagogische Ausbildung.
Einige Menschen vom Bilitz-Team kenne ich schon lange privat, und ich habe die Aktivitäten vom Theater Bilitz immer mit viel Interesse verfolgt. Nachdem ich mein vorheriges umfangreicheres Engagement abgegeben und mich «für Neues» freigemacht hatte, kam die Stellenausschreibung vom Theater Bilitz hereingeflattert. Das passte alles gut zusammen.

Gibt es bestimmte Ziele oder Wünsche, die Du mit Deiner Stelle verbindest?
Im Bereich Theaterpädagogik für Schulen und schulähnliche Institutionen für den Kanton möchte ich die Lehrpersonen darin unterstützen, Theater und Theaterprojekte vermehrt und selbstverständlicher in ihren Schulalltag einzubinden – mit möglichst konkreten und einfach abrufbaren Angeboten.
Dann ist es mir ein Anliegen, die Theaterwerkstatt «stageapple» am Theaterhaus Thurgau «wiederzubeleben» und gemeinsam mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen im Freizeitbereich in spannende Theaterexperimente einzusteigen und mit ihnen verschiedenste Performances zu kreieren.
Das sind wohl – neben der theaterpädagogischen Begleitung der Bilitz-Eigenproduktionen, dem Mitwirken bei den theaterblitzen, beim Rampenfieber und den Schultheatertagen Ostschweiz – meine «grossen» Baustellen.

Welches sind die Highlights und welches die grössten Herausforderungen, wenn Du mit Schulklassen arbeitest?
Oft sind es die kleinen Momente, die meine Highlights in einem Schulklassenprojekt sind: Das Kind, das sich anfangs kaum auf die Bühne traut, geschweige denn etwas sagt und das am Schluss strahlend von der Bühne kommt – auch wenn’s nur ein Mini-Auftritt mit einem Satz war. Oder die Rückmeldung von Lehrpersonen, die von dem Engagement und der Präsenz eine*r Schüler*in überrascht werden, der*die im Regelunterricht eher schwach ist.
Als herausfordernd empfinde ich immer wieder den Zeitdruck. Bei Klassenprojekten haben wir oft nur eine Woche Zeit, aus einer gewissen Vorarbeit in der Klasse eine ganze Inszenierung zu erarbeiten. Und das mit einer unbekannten Gruppe, in der man sich als «Externe» erst noch einfinden muss.

Welche Rolle soll Theaterpädagogik oder Kultur(vermittlung) ganz allgemein in Zukunft an Schulen einnehmen?
Da zitiere ich gerne: «Wissenschaftlich gesehen wären die wichtigsten Schulfächer Musik, Sport, Theaterspielen, Kunst und Handarbeiten.» (Manfred Spitzer, Neurowissenschaftler – nicht unumstritten, aber hier spricht er mir aus dem Herzen).

Ergänze bitte einige der folgenden Satzteile oder Stichworte:

  • Kultur ist für mich ein Lebenselixier.
  • Kulturvermittlung an Schulen ist ein wichtiger Baustein, um Kindern und Jugendlichen relevante Erfahrungen für die Lebens- und Berufswelt mitzugeben.
  • Dieses Buch würde ich auf die berühmte einsame Insel mitnehmen: «Das Glasperlenspiel» von Hermann Hesse.
  • Wenn ich Theater mache, dann vergesse ich alles andere.
  • Davon wird mir schwindlig: zu schnell aufstehen am Morgen.
  • Schönheit ist überbewertet.
  • Der Zwischenraum ist unterbewertet.
  • Immer wieder lustig: Dinner for One.
  • Darauf freue ich mich: Theater- und Konzertbesuche ohne Maske.
  • Ich wünsche mir, dass Kultur gleichwertig behandelt wird. Warum gibt es in der Kultur «Subventionen», während andere Public Services wie Strassenbau, selbstverständlich «finanziert» werden? Da stimmt schon etwas nicht in unserem Sprachgebrauch.

Herzlichen Dank für Deine Antworten!