kklick

Erlernen durch Erleben

Martin Beck über ästhetische Bildung im Gestaltungsunterricht

Reges Treiben am Netzwerktreffen in der Bildschule

Richi Küttel von kklick führt durch den Anlass

Wand mit «Tape Art»

Reto Müller gibt Einblicke in den Kunstraum Kreuzlingen

Rina Jost (rechts) präsentiert «Weg»

Erlernen durch Erleben

Rückblick auf’s kklick-Netzwerktreffen #42 in der Bildschule Frauenfeld

03.03.2025 - Aktuell

Draussen grau-in-graues Nieselwetter bei ungemütlichen Temperaturen. Drinnen ein farbenfrohes Treiben und pulsierender Kulturaustausch. Ganze 57 Teilnehmende diskutierten und informierten sich am kklick-Netzwerktreffen #42, das diesmal in der Bildschule Frauenfeld zu Gast sein durfte, über das Thema «Gestaltung und Wahrnehmung».

Einen geeigneteren Ort, um sich damit zu befassen, hätte man kaum finden können. Als Silvia Peters 1999 die Bildschule ins Leben rief, war sie die Einzige im gesamten Thurgau, die, wie es damals in einem Zeitungsartikel hiess, «die Kluft zwischen Künstler und Publikum» schliessen wolle. Heute hat man für solche Leute einen Namen: «Kulturvermittler:innen». Und Silvia Peters, eine Pionierin dieser Kulturvermittlung, ist seither nicht müde geworden, Kultur als grosses Bildungsanliegen für die Öffentlichkeit wahrnehmbar zu machen.

Mehr Kulturverantwortliche als je zuvor
In ihren einleitenden Grussworten dankten Philipp Kuhn, Leiter Kulturamt Kanton Thurgau, und Andreas Wirth, Schulpräsident von Frauenfeld, Silvia Peters entsprechend. Man führe seit bald 20 Jahren eine enge professionelle Zusammenarbeit mit ihr und wünsche sich viele weitere Projekte, betonte Wirth. Und Kuhn versicherte, man wolle kulturelle Brückenbauer wie sie oder kklick auch in Zukunft unterstützen: «Dass die Schulen Akteur:innen wie euch schätzen und brauchen, zeigt sich daran, wie gross das Interesse an euren Angeboten ist. Wir verzeichnen im Thurgau auch einen starken Zuwachs von Kulturverantwortlichen in den Bildungseinrichtungen. 2024 waren erstmals mehr Schulen mit Kulturverantwortlichen als ohne. Offensichtlich hat man die Notwendigkeit von kultureller Bildung erkannt.»

Mit allen Sinnen lernen
Doch wie geht kulturelle Bildung, das ist immer wieder die Frage? Was soll vermittelt werden und wie wird’s gemacht? Mit drei Workshops und zehn «Marktplatz»-Präsentationen von Kulturanbietenden konnten die Anwesenden nachvollziehen, welche Wege dafür beschritten werden.

Die Bildschule machte ihren Ansatz mit dem Angebotsformat «Tape Art» spürbar. Dabei ermunterte Künstlerin Judith Peters die Teilnehmenden – zunächst mit Stift auf Papier, danach mit bunten Tape-Bändern direkt auf die Wand – die eigene Kreativität von der Leine zu lassen. Das Ergebnis konnte sich sehen lassen: Am Ende des Tages war für die Mitmachenden ihr im Kollektiv entstandenes Kunstwerk aus bunten Klebstreifen zu bestaunen.

Bei Rina Jost, Illustratorin und Grafikerin, ging es bei der Präsentation ihres Angebots «Weg» um etwas völlig Anderes. Ihr Format setzt, anders als etwa «Tape Art», nicht auf ein Tätigwerden im Kollektiv. Jost erzählt vielmehr in Form einer Graphic Novel-Lesung zum Thema «Depression» von persönlichen Erlebnissen rund um die Depressionserkrankung ihrer Schwester. Dabei ermutigt sie die Zuhörenden, auch solchen Themen im Unterricht Raum zu geben.

Als dritter im Bunde stellte Reto Müller vom Kunstraum Kreuzlingen eine ganze Reihe verschiedener Angebote vor, die allesamt auf's sinnliche Erleben und Erfahren von zeitgenössischer Kunst abzielen. Sei dies in Form einer Stadterkundung unter dem Titel Kunstraum and the City oder als Workshop in der jeweiligen Ausstellung: Aktivwerden der Teilnehmerinnen und Teilnehmer steht jeweils im Vordergrund.

Nachhaltige Bildung mit ästhetischer Bildung
Wie sehr Bildung vom individuellen Machen profitiert, machte Martin Beck, Leiter Fachbereich Kunst und Design PHTG nach der Patisserie- und Diskussions-launigen Pause deutlich. In seinem den Nachmittag abschliessenden Input-Referat zur «Ästhetischen Bildung im Gestaltungsunterricht» verwies er auf die kreativen Fächer und ihre Funktion, am Beispiel Gestaltungsunterricht. Sie alle hätten mit dem Auftrag, Ästhetik zu vermitteln und Gestaltungsprozesse anzuregen, die gleiche wichtige Aufgabe wie Rechnen, Lesen und Schreiben.

Denn «Lernen und das sich daraus im Laufe der Zeit resultierende Können vollzieht sich – der Lehrplan 21 zeigt das ganz gut – auf zwei Ebenen. Im Sinne einer ganzheitlichen Bildung müssen den Schüler:innen beide zur Verfügung gestellt werden.», so Beck. Er nennt diese Ebenen das «knowing that», also das Sach- und Faktenwissen und das «knowing how», womit das praktische Können durch Übung und Erleben gemeint ist. Mit dem Hintergrund der ästhetischen Bildung durch das Erfahren mit allen Sinnen.

Berücksichtige man im Unterricht beides, gelinge Bildung nachhaltig. Ja, mehr noch. Ein derart gebildeter Mensch sei in der Lage, Verantwortung zu tragen, mit sich und seinem Tun in «Flow» zu kommen und so auch Glück zu verspüren. «Bildung macht glücklich», so Martin Becks hoffnungsmachendes Fazit.

Richi Küttel, Geschäftsführer von kklick Thurgau dankte danach Gästen und Mitwirkenden und verwies für nächste Termine auf die kklick-Agenda. Zum Schluss lud er zum geselligen Apéro und auch zu den bevorstehenden Netzwerktreffen ein.

  • Netzwerktreffen #43: Mittwoch, 7. Mai 2025,  14.00 bis 17.30 Uhr, Kellerbühne Grünfels, Rapperswil-Jona
  • Netzwerktreffen #44: Mittwoch, 17. September 2025, 14.00 bis 17.30 Uhr, Klanghaus Toggenburg

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