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«Johle & Groove» – klangvolles Schulprojekt im Toggenburg

«Johle & Groove» – klangvolles Schulprojekt im Toggenburg

27.06.2022 - Praxis

Im Rahmen des Klangfestivals Toggenburg konnten bereits zum fünften Mal Schülerinnen und Schüler der Schulgemeinde Wildhaus - Alt St.Johann in eine Klangwoche eintauchen, die sie selber aktiv mitgestalteten. Wiederum unter dem Motto «Johle & Groove» erforschten die rund 70 Kinder des Schulhauses Alt St.Johann, angeleitet von fünf professionellen Musikerinnen und Musikern, verschiedene Klänge: mal urtümlich, mal exotisch, bekannte ebenso wie originelle.

Initiiert und konzipiert wurde die Projektwoche von der Klangwelt Toggenburg mit der Schulgemeinde als Projektpartnerin. Für Schulleiter Jürg Raschein geht es bei dem Projekt unter anderem darum, die eigenen Wurzeln und Kultur zu pflegen. Beispielsweise eben mit «Johle». Die eigene Kultur musikalisch zu erweitern, dafür sorgte der «Groove». Beides fand im Abschlusskonzert am Ende der Woche zusammen. Aber dazu später.

Die Workshopleiterinnen und -leiter legten grossen Wert auf Partizipation, sowohl in der Planung und Ausgestaltung der Projektwoche als auch in der Arbeit mit den Kindern während den Workshops. Deren Inputs, sei es zu Inhalt oder Gestaltung der Ateliers, wurden auf- und ernstgenommen, betont Musiker Marco «Scotch» Gautschin, der zum ersten Mal bei der Projektwoche mitwirkte. So konnten die Lernenden gemeinsam mit der jeweiligen Workshopleitung entscheiden, wo sie beispielweise eine Choreografie einbauen wollen oder auch eigene Liedtexte einbringen. Der «Fokus auf Kind und Gruppe», wie Scotch Gautschin seine Herangehensweise beschreibt, machte sich dann auch in der Kooperationsbereitschaft bemerkbar. «Auch die Lausbuben waren anständig», sagt er mit einem Augenzwinkern. Er zeigt sich begeistert von diesem einwöchigen Gesamterlebnis und nennt einzig die Verantwortung für und die Koordination von 70 Schülerinnen und Schülern als Herausforderung.

Auch andere organisatorische Hürden mussten genommen werden, unter anderem die, das einwöchige Projekt in den Schulalltag einzupassen. Doch Schulleiter Jürg Raschein betont, dass in einer kulturellen Projektwoche wie «Johle & Groove» die überfachlichen Kompetenzen gestärkt werden, die schliesslich auch Teil des Lehrplanes seien. Und fügt an: «Es lohnt sich alleweil».

Das spiegelt sich auch in den Wahrnehmungen der Lehrpersonen, welche die Schülerinnen und Schüler während der Woche begleiteten, ebenso wie sie die Workshopleitung unterstützten. Eva Marte, Lehrerin am Schulhaus Alt St.Johann, beobachtete, wie auch Kinder, die im normalen Schulalltag weniger auffallen, im kreativen Umfeld der Projektwoche plötzlich aufblühten und sich entwickelten. Die Lernenden seien gemeinsam gewachsen, beschreibt auch Céline Ackermann ihre Beobachtungen der Schülerinnen und Schüler. Obwohl aufgeteilt in Gruppen und verschiedenen Ateliers zugeteilt, war für sie ein starkes Gemeinschaftsgefühl unter den Lernenden spürbar. Was sie verband war unter anderem die Reise von «noch nichts können» zur öffentlichen Aufführung als Abschluss der Projektwoche. An dieser kamen dann die klangvollen Entdeckungen der vorangegangenen Woche als Gesamterlebnis zusammen, sowohl für die Lernenden wie auch für das zahlreich anwesende Publikum.

Die Bänke der katholischen Kirche Alt St.Johann waren an dem sonnigen Samstagnachmittag gut gefüllt, Eintrittskarten konnten über den regulären Ticketverkauf des Klangfestivals erworben werden. Und auch der Applaus beim Einzug der Auftretenden klang ganz so, wie wohl die «grossen» Musikerinnen und Musiker im Programm des Klangfestivals beklatscht werden. Die Kinder zeigten – allesamt barfuss – ein breites Spektrum an Klängen und Gesängen, spielten auf Trommeln ebenso wie sie Rhythmen mit dem eigenen Körper erzeugten, sangen traditionelle Jodel und zeigten selbst choreografierte Tänze. Unter anderem mit einem sehnsüchtigen, spanischen Lied wähnte sich das Publikum mal weit weg vom Toggenburg, um dann mit einem humorvollen Circle Song zu den Namen der Churfirsten wieder zurück geholt zu werden. Mal mehr «Johle», mal mehr «Groove», vor allem aber kam immer wieder das verbindende «&» zum Vorschein, respektive wurde hörbar. Zum Beispiel dann, wenn sich Südafrikanische mit Toggenburger Rhythmen vermischten oder ein bekanntes Volkslied plötzlich zum Rap wurde. Die Schülerinnen und Schüler bestritten das Konzert mit sichtbar viel Selbstvertrauen und grosser Sicherheit, die vor allem dann entstehen, wenn Kinder sich ernst genommen fühlen und im Sinne der Selbstwirksamkeit mitgestalten können. Ganz so, wie die Workshopleitung des Schulprojekts «Johle & Groove» es sich vorgenommen und offensichtlich gelebt hatte.

«Kinder sind die Zukunft der Musik», betont Christian Zehnder, künstlerischer Leiter des Klangfestivals, in seinen Dankesworten am Ende des Konzerts. Und will den festen Platz, den Kinder und Jugendliche im Festival haben, zukünftig noch weiter ausbauen. So soll neu jedes Jahr eine Projektwoche als Zusammenarbeit der Klangwelt Toggenburg mit der Schulgemeinde stattfinden. Allen möglichen Herausforderungen zum Trotz. Oder wie es Schulleiter Jürg Raschein zusammenfasst: «Manchmal muss man einfach etwas wagen».