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KOMET-Projekt: INTOPOLITIKS

KOMET-Projekt: INTOPOLITIKS

DIE KONFERENZ DER INSELN

19.11.2017 - Praxis

INTOPOLITIKS geht folgenden Fragen nach: Wie funktioniert Gemeinschaft? Wie leben wir zusammen? Wie ist dieses Zusammenleben organisiert? Was heisst es, in der Schweiz zu leben? Wie leben Kinder anderswo? Was ist Politik? Wie kann man die Welt, in der man lebt, aktiv mitgestalten?

Teilnehmende Klassen:
1 Schulklasse, 5. und 6. Primarstufe gemischt. 21 Schüler/Innen.

Sparte / Bereich:
INTOPOLITIKS ist ein künstlerisches Transmediaprojekt für Kinder. Es lädt sie ein, Politik auf spielerische, lustige und experimentelle Art zu erleben. 

Projektbeschreibung:
Ausgangslage ist ein Schiffbruch: Gruppenweise treibt die Klasse auf dem (fiktiven) Ozean. Ziel ist es, eine Insel zu finden und dort eine Gesellschaftsform, einen Staat zu bilden. Die Gruppen müssen dazu Aufgaben mit politischer Thematik lösen, sich auf ethische Grundregeln einigen. Sie lernen politische Prozesse, Strukturen und demokratische Spielregeln kennen, sich argumentativ einzubringen, Mehrheiten zu überzeugen – oder sich ihnen unterzuordnen.

Zu Beginn des Spiels teilt ein Zufallsgenerator die Klasse in Gruppen ein. Der ZG, wie der Zufallsgenerator genannt wird, ist eine Roboterkiste, die über Text und Bild direkt mit den Kindern kommuniziert, eine Art digitaler Spielmoderator.

Während des Spiels modifiziert der ZG immer wieder den Verlauf des Geschehens und weist den einzelnen Teilnehmern bestimmte Aufgaben zu, die nicht selten geheim bleiben müssen. Zum Beispiel: Werde König auf deiner Insel! Baue eine Brücke zwischen zwei Inseln! Wechsle die Gruppe! Nimm möglichst viele neue Leute auf deiner Insel auf! etc.

Der ZG wirft auch immer wieder neue Elemente in den Gesamtablauf ein. Zum Beispiel kommt es auf einer Insel zu einer Naturkatastrophe und die Gruppe muss die Insel verlassen und auf der Insel einer anderen Gruppe “unterkommen”.

Nachdem die Gruppen ihre Insel gefunden haben, soll diese bewohnbar gemacht werden. Dazu müssen sich die Gruppen auf die Spielregeln auf der Insel einigen, sich ein Leitmotiv geben. Sie formulieren eine Verfassung, suchen ihre eigene politische Form. Sie recherchieren existierende Systeme und übernehmen, was sie wollen. Erschwerend kommen die geheimen Ziele der Einzelnen dazu.

Die Kinder handeln gegenläufige Zielsetzungen aus, besprechen, bilden Untergruppen. Wie werden Entscheidungen gefällt? Wie wird beispielsweise festgelegt, wie das Regierungsgebäude aussieht? Wird überhaupt eines gebaut? Was sind die Einnahmequellen? Was sind die Ein- und Auswanderungsbedingungen? Will man eine Landesfahne? Wie reagiert man auf die Ereignisse die vom Zufallsgenerator eingeworfen werden?

Erstes Strandgut wird angeschwemmt: Kisten mit Baumaterial (Holz, Karton, Schnur, Kleber). Das Baumaterial wird ungerecht verteilt, manche Inseln bekommen mehr als andere. Deshalb ruft der ZG regelmässig Tauschhandelmomente aus, während welchen die Inseln miteinander handeln dürfen.

Im Lauf der Woche werden die Inselstaaten immer genauer definiert. Fahnen gebastelt, Hymnen komponiert und zum Schluss wird ein „Propagandavideo“ gedreht, das dann am Abschlusstag vorgeführt wird. Jede Insel präsentiert sich von der besten Seite.

Der ZG lädt die Inseln regelmässig an eine Gipfelikonferenz ein. Dort werden die internen und externen Konflikte (die in einer Kummerkiste gesammelt werden) zwischen den Inseln geregelt. Die Gipfelikonferenz wird jeweils von einer Inselgruppe geleitet. Die Kinder moderieren das Gespräch und führen Protokoll.

Die dritte und letzte Phase des Spiels ist eine "internationale Gipfelikonferenz". Diese ist gleichzeitig die Schlusspräsentation vor Publikum (Familienangehörige, andere Schulklassen). An der Schlusspräsentation werden die wichtigsten Erkenntnisse, Errungenschaften, Begegnungen und Bauten vorgestellt: Die Inselbewohner erzählen, zeigen das Erarbeitete und stellen sich den Fragen der Besucher. Es wird heiss debattiert und Abstimmungen werden durchgeführt. 

Projektumfang / Dauer:
Die eigentlichen Projektvorbereitungen finden seit 2014 statt und werden in Workshops und Projektwochen regelmässig getestet und verbessert. Spezifisch für die Projektwoche in Sulgen waren folgende Schritte notwendig um die Woche vorzubereiten :

  • Vorstellung des Projekts im Rahmen von Komet (Kulturamt Thurgau).
  • Besprechung mit der Lehrerin und 1 Morgen mit der Schulklasse im Vorfeld um sich kennenzulernen und erste gemeinsame Rollenspiele durchzuführen.
  • Beschaffung des Materials und Einrichten des Raumes.
  • Die Projektwoche selber dauerte in Sulgen 1 Woche, von Montag bis Freitag. Anschliessend Abbau.

Ziele:
Die Kinder sollen erste Erfahrungen machen, was das Organisieren des Zusammenlebens betrifft und erkennen, dass dies bereits eine Form von Politik ist. Ziel ist, sie einzuladen aktiv ihr Umfeld und ihre Zukunft mitzugestalten und Politik als etwas Greifbares zu erleben, bei dem sie mitmachen können. Heute und später als Erwachsene.

Budget und Finanzierung:
Die Entwicklung des Gesamten Transmedia-Projektes Intopolitiks wurde mit einer Anschubfinanzierung von Pro Helvetia, Bak, Focal und dem Filmfestival Solothurn finanziert. Die Workshops werden spezifisch auf Anfrage budgetiert und auf die Schulen zugeschnitten. 

Fazit / Erfahrungen / Tipps:
Die Arbeit mit den Kindern in Sulgen war recht unterschiedlich zu der letzten Klasse, die wir in Zürich Wipkingen im Rahmen vom Festival Blickfelder (Schule und Kultur ZH) hatten. Der politische Hintergrund und das Zusammenleben in der Stadt oder auf dem Land unterscheidet sich sehr. Es war spannend, welche Themen wo am dringendsten sind. In der Stadt war Migration/ Flüchtlinge ein grosses Thema, In Sulgen waren Angst vor Krieg und Terrorismus sehr präsent.

Die Kinder haben intensiv ihre Welten gestaltet und sind in der Spielwelt komplett aufgegangen. In Sulgen fiel uns die besonders gute Zusammenarbeit zwischen Buben und Mädchen auf. Es gab kaum „geschlechterspezifische“ Probleme untereinander, was im Gegensatz zu Zürich immer wieder zu Diskussionen geführt hatte.

Bei allen Workshops in der Schweiz stellen wir immer wieder fest, wie stark das Verständnis für direkte Demokratie bereits in dieser Altersstufe ist. Bei Konflikten wird immer nach Abstimmungen gerufen und die Kinder sind geübt sich zuzuhören.

Die ersten Feedbacks der Kinder am letzten Tag der Projektwoche waren durchwegs positiv. Einzig bemängelt wurde, dass die Woche zu kurz war und sie am liebsten den ganzen Tag nur gebaut und gespielt hätten.

Bei den Besuchern (Eltern und andere Schulklasse) war das Echo ebenfalls positiv. Wie der angestrebte "Langzeiteffekt" sein wird, kann man heute noch nicht sagen; aber wir denken, dass bei den Kindern ein Samen gelegt ist: für ein demokratisches Verständnis und ein Interesse, was in ihrem Staat passiert. Mit Lea Stricker, der Lehrerin, wurde abgesprochen, dass sie die Thematik im folgenden Schuljahr aufnimmt und mit den Kindern vertieft. Das ist für Intopolitiks ideal. Wenn im Unterricht nach einer gewissen Zeit ein Rückblick auf die Projektwoche ermöglicht wird und Erfahrungen in Erinnerung gerufen werden, bestenfalls sogar Zusammenhänge mit dem alltäglichen Zusammenleben gemacht werden können.

Wichtig scheint uns, dass eine intensive Zusammenarbeit mit der Lehrer/In besteht und im Vorfeld der Projektwoche eine erste Begegnung mit den Kindern stattfindet, damit wir sehen, wo die Kinder stehen und was die besten Inputs unsererseits sein können.

Projektleitung/Kontaktperson:
INTOPOLITIKS FLIMMERN TRANSMEDIA
Susanne Hofer und Dominique Margot

Schule:
Schulhaus Sulgen, Lehrerin Lea Stricker  

Zusammenarbeit mit folgenden Kulturschaffenden / Institutionen:
Kulturamt
Monika Schmon
Wissenschaftliche Mitarbeiterin
Grabenstrasse 11
8510 Frauenfeld 

Dokumentation:
Mehr Informationen zum Gesamtprojekt INTOPOLITIKS TRANSMEDIA finden Sie im unter diesem Link.