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Dem Ich-Erzähler droht die Rückkehr nach Neapel. Gerne würde er in der Schweiz bei seinen Freunden bleiben. Er hofft, dass seine Eltern sich noch umentscheiden. Darum ist es für ihn eine Befreiung, als 1980 in Süditalien die Erde bebt und die Rückkehrpläne seiner Eltern innerhalb von neunzig Sekunden in Schutt und Asche liegen. Erst viele Jahre später geht er auf Spurensuche nach Neapel und besucht den Heimatort seiner Eltern. Er sucht nach seinen Wurzeln und nach sich selbst. Von den vielen Geschichten, die er hört, lässt ihn eine nicht los, die Geschichte von Antonio Esposito. Antonio ist ein gestohlenes Migrantenkind aus Westafrika, das in eine Camorrafamilie aufgenommen wurde, eine kriminelle Karriere machte und plötzlich spurlos verschwand. Ist er tot oder untergetaucht? Überhaupt erfährt die Leserschaft viel über die Machenschaften der Mafia. Sie begleitet den Ich-Erzähler sowohl durch seine Erinnerungen an unzählige Ferien in Neapel, bekommt aber auch einen guten Eindruck der Gegenwart. Besonders deutlich beschreibt er die Schattenseiten der Stadt.

Diese anspruchsvolle Geschichte spielt auf verschiedenen Ebenen. Wer sich darauf einlässt, wird zum Schmunzeln und Nachdenken angeregt und lässt sich seinen Horizont erweitern. Der Roman kann fast schon als Reiseführer bezeichnet werden. Die Identitätssuche des Protagonisten und seine Vergangenheitsbewältigung formuliert der Autor fesselnd und kurzweilig. Der Leserschaft offenbaren sich viele Emotionen des Ich-Erzählers und man kann die Stadt fast riechen und das Pulsieren selbst miterleben. Für geübte Leser eine tolle und wertvolle Geschichte.

Carmen Asprion