«Entdecke, was du kannst» – aber nicht tun solltest

«Entdecke, was du kannst» – aber nicht tun solltest
Wie eine Kampagne die Entwicklung der Kinder gefährdet
13.06.2025 - Aktuell
Im Mai lancierte die Swisscom eine neue Imagekampagne und wirbt in diesem Rahmen unter dem Slogan «Entdecke, was du kannst» mit einem mit künstlicher Intelligenz generierten Kinderbuch.
Zusammengefasst geht es im Werbespot darum, dass ein Vater seinem Kind eine Gutenachtgeschichte vorlesen will, dieses aber mit den ausgewählten Büchern nicht einverstanden ist. Also greift der Vater zum Handy und lässt sich von der KI eine Geschichte schreiben. Tags darauf illustriert er die Geschichte ebenfalls mit der KI und gestaltet ein Buch, das ein riesiger Erfolg wird.
Soweit die Werbung.
Die Swisscom geht aber noch weiter und hat das Buch tatsächlich produziert, gemäss Swisscom ist das Buch «etwas ganz Besonderes», da es «mit KI geschrieben und gemalt» worden sei. Abgesehen davon, dass KI nicht selbst schreiben oder malen kann und dadurch professionelles kreatives Schaffen abgewertet wird (was man dem Buch übrigens auch ansieht), empfiehlt die Swisscom den Kindern auf der letzten Doppelseite des Buches doch auch mit generativer, künstlicher Intelligenz Gutenachtgeschichten zu entwickeln.
Und das geht nicht.
Verschiedenste Schweizer Kulturverbände wie A*dS – Autorinnen und Autoren der Schweiz, Illustrator:innen der Schweiz oder der Schweizer Buchhandels- und Verlags-Verband haben sich nun bei der Swisscom beschwert. Unterstützt werden sie vom Berufsverband Kinder- und Jugendärzt:innen in der Praxis, der betont:
«Lesen und kreatives Denken sind Schlüsselkompetenzen unserer Gesellschaft. Kinderbücher tragen dazu bei, diese Fähigkeiten aufzubauen und verlangen daher nach einem hohen Mass an Fachwissen und Verantwortungsbewusstsein. In einem Kinderbuch Kinder aufzufordern, selbst mit KI Geschichten zu verfassen, ihre Fantasie also gewissermassen einer Maschine zu delegieren, ist gefährlich für die Entwicklung der Kinder und höchst fahrlässig.
Die Art und Häufigkeit der Nutzung digitaler Medien beeinflusst nachweislich die Hirnentwicklung, das Bewegungs- und das Schlafverhalten von Kindern und ist somit für ihre gesunde Entwicklung relevant.»
Genau das, was wir auch immer betonen. Zum Beispiel auch mit unseren Argumenten für kulturelle Bildung «Warum kulturelle Bildung wichtig ist».
Also, Swisscom: Entdecke auch du, was du kannst, was Du nicht kannst, was du solltest und vor allem nicht solltest: nämlich Kinderbücher produzieren und unsere Kinder kulturell bilden.