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«Film ab»

«Film ab»

Rückblick Netzwerktreffen #19 AR/SG

26.03.2024 - Aktuell

«Wer Filme liest, hat mehr vom Sehen.», versprach Thomas Binotto, Autor und Filmleser, in seinem Fachinput zum Tagesthema «Grosses Kino» den rund 50 Kulturverantwortlichen und Kulturschaffenden im kleinen, aber feinen Kino Passerelle in Wattwil beim 19. Kklick-Netzwerktreffen AR/SG.

Anhand einer Szene aus dem Film «La Nuit américaine» von François Truffaut hielt er ein beeindruckendes Plädoyer dafür, Filmen die gleiche Aufmerksamkeit und Sorgfalt zu schenken, wie es im Deutschunterricht ansonsten nur der Literatur vergönnt wird. Immer und immer wieder liess er die gleiche Szene abspielen und brachte die Teilnehmer:innen so dazu, jedes Mal mehr Details und Ebenen zu erkennen. Mit welcher Geschwindigkeit laufen die einzelnen Protagonist:innen und wie oft gibt es Schnitte? Welche Farben benutzt der Regisseur, um das Auge des Publikums zu lenken? Aus welcher Perspektive werden die Darsteller:innen gezeigt und welchen Effekt hat dies auf unsere emotionale Wahrnehmung dieser Charaktere? Mit jeder Wiederholung nahm die Szene an Vielschichtigkeit und Tiefe zu.

«Kino ist Magie. Je mehr Kenntnis besteht, desto grösser wird diese Magie. Genau wie man nicht zwei Mal in den gleichen Fluss steigt, bin ich der Überzeugung, dass man den gleichen Film beim zweiten Mal nicht gleich sieht.», meinte Thomas Binotto zum Abschluss. Damit lud er die anwesenden Lehrpersonen ein, Film in der Schule nicht nur als Belohnung oder Programmfüller noch kurz vor den Ferien einzusetzen, sondern Filmbildung aktiv als Teil des Unterrichts zu integrieren.

Die drei Workshops im Programm des Netzwerktreffens knüpften an der Magie der Bilder auf grosser Leinwand an.

Dabei fügte sich die Präsentation von «Kinokultur für die Schule» als perfekte Weiterführung des Fachinputs und widerlegte gekonnt mit weiteren Beispielen aus Filmen wie «Der kleine Nick» den Irrglauben, dass man «Filme schauen nicht lernen muss». Im Gegenteil: Den Anwesenden wurden mit dem ansprechend gestalteten Unterrichtsmaterial noch mehr Spielebenen in den Filmszenen aufgezeigt.

«Kinokultur für die Schule» hat sich zum Ziel gesetzt, die Lust an der Auseinandersetzung mit den inhaltlichen und formalen Gestaltungsmitteln des Mediums Film zu wecken und bietet dazu Spezialvorführungen für Schulklassen in Kinos der Region zu einem vergünstigten Tarif an.

Die Kinder aktiv zum Filme machen zu bringen, ist hingegen die Vision des Vereins filmkids.ch. Die Gründerin und Filmproduzentin Simone Häberling und der Regisseur Kevin Walt erzählten auf charmante Art und Weise, wie mit Hilfe von professionellen Filmschaffenden seit 2017 über 185 Schulklassen selbstständig eigene Kurzfilme realisierten und dadurch eine Berufswelt kennenlernten, die man ansonsten vielleicht nicht als Karriereoption in Betracht zieht.

«Es ist immer wieder grossartig schüchternen Kinder zuzusehen, die plötzlich vor der Kamera aufblühen, eher fordernde Kinder zu erleben, die im Regiestuhl lernen Verantwortung zu übernehmen.», meinten die beiden. Ebenso sei es für die Kinder sehr wertvoll zu lernen, es auszuhalten, dass es in der Kunst keine klaren Antworten gibt, sondern verschiedene Arten eine Szene zu gestalten. Die Filmprojektwoche «Action!» richtet sich an Schulklassen der Mittel- und Oberstufe und kann ab April auf kklick.ch zum »kklick spezial«-Preis von CHF 1500.00 für 4 Tage gebucht werden.

Den dritten Workshop gestaltete der mehrfach preisgekrönte 19-jährige Naturfotograf Levi Fitze aus Bühler, AR. «Ich möchte mit meinem Angebot ‹Durch die Linse – Faszination Tierwelt› eure Schulkinder mit meiner Begeisterung für unsere Natur anstecken. Denn ich bin überzeugt davon, dass der Mensch nur schützt, was er kennt.», sagte er und nahm die Teilnehmenden sogleich mit seinen phänomenalen Aufnahmen auf eine veritable Weltreise.

Von den Falklandinseln mit ihren Eselpinguinen unter Vollmondnächten, über Löwenbrüder in Afrika bis zum Schneehuhn in den Schweizer Bergen beeindruckte und begeisterte er mit einzigartigen Perspektiven zu altbekannten Natursujets. «Ich bin der Meinung, je länger man sich mit einem Sujet auseinandersetzt, desto mehr neue Blickwinkel finde ich darauf.», erzählte uns Levi Fitze und spann damit unbeabsichtigt die Brücke zur Philosophie des Fachinputs von Thomas Binotto.

Nach diesem Netzwerktreffen war allen klar, dass das Medium Film, ob bewegt oder still, mehr als nur einen Blick wert ist.