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Das Hier und Jetzt verstehen, die Zukunft gestalten

Foto/Rechte: Sibylle Zambon.

Das Hier und Jetzt verstehen, die Zukunft gestalten

Im Gespräch mit Sibylle Zambon von MUSE.TG

06.10.2023 - Menschen

Sibylle Zambon ist Geschäftsführerin von MUSE.TG, der Interessengemeinschaft der Museen und Sammlungen im Kanton Thurgau. Der Verein zählt zurzeit rund 90 Privatpersonen und über 70 Museen und Sammlungen zu seinen Mitgliedern. Diese prägen das kulturelle Leben im Kanton aktiv, pflegen das kulturelle Erbe und tragen durch Vermittlungsarbeit zur Identitätsstiftung bei.

An welche kulturellen Erfahrungen oder kulturellen Erlebnisse aus deiner Kindheit erinnerst du dich?
Da mein Vater Musiker war, sind es vor allem musikalische Erlebnisse, wie Konzertbesuche oder Aufführungen von Schulklassen und von Chören, die mein Vater geleitet hat. Ein besonderer Eindruck hinterliess auch eine Märchenaufführung im Stadttheater Bern. An den Titel erinnere ich mich nicht mehr, aber die zauberhaften Szenen haben einen bleibenden Eindruck hinterlassen.

Welches Kulturerlebnis hat dich in letzter Zeit besonders interessiert oder inspiriert. Warum?
In den Sommerferien bin ich unbeabsichtigt in einem kleinen, tollen Museum gelandet, dem Schiffswrackmuseum in Hastings. Es befindet sich im alten Hafen der Stadt, quasi in den Hinterzimmern eines Souvenirshops. Die Geschichten rund um jahrhundertealte Fundgegenstände und Wracks, die vor der Küste Englands geborgen worden sind, haben mich sofort in den Bann gezogen. Und ich war nicht die einzige. Das Museum war voller Menschen jeden Alters. Die Museumstechnik war zwar etwas veraltet, aber das Analoge konnte seine Wirkung voll entfalten.

Du bist 2019 Geschäftsführerin von MUSE.TG. Welches sind die Hauptanliegen dieses Vereins?
Der Verein soll vor allem vernetzen: unsere Mitglieder untereinander aber auch Museumsinteressierte über die Vereins- und Kantonsgrenzen hinaus. Das geschieht über Veranstaltungen, wie unsere Fachtagung, die Jahresversammlung und Sonderveranstaltungen.
Zudem wollen wir die Sichtbarkeit der Museen fördern. Das gelingt über unsere Website, auf welcher alle Mitgliedermuseen mit Bild und Text vertreten sind. Und über Kooperationen, wie etwa die Serie «Das Ding», die wir gemeinsam mit thurgaukultur.ch lanciert haben. Auch die Zusammenarbeit mit kklick möchten wir verstärken und so den Kontakt der Museen zu den Schulen ausbauen. Und schliesslich haben wir vom Kanton den Auftrag, die cloudbasierte Inventarisierung bei den kleinen und mittleren Museen zu fördern.

Worin siehst du die Rolle von MUSE.TG, wenn es um die Stärkung der kulturellen Bildung an Schulen im Kanton Thurgau geht?
Wir möchten den Kontakt zwischen Schulen und Museen stärken. Bei den «grossen» Museen funktioniert dieser gut – nicht zuletzt dank kklick. Sie bieten ein tolles Programm für Schülerinnen und Schüler. Von den kleineren hören wir aber immer wieder, dass sie sich mehr Schulklassen im Museum wünschen, dass es aber schwierig sei, diese zu erreichen. Wir ermuntern sie deshalb, die Kanäle von kklick zu nutzen. Das haben wir mit einem ausführlichen Newsletter und zuletzt mit der Einladung zum Netzwerktreffen von kklick getan. Zudem machen wir im persönlichen Gespräch mit den Museumsschaffenden auf Möglichkeiten der Unterstützung aufmerksam.

Aus welchen Gründen ist kulturelle Bildung in der Schule deiner Meinung nach wichtig und sinnvoll?
Sie ist Teil unserer Identität und hilft uns, das Hier und Jetzt besser zu verstehen und die Zukunft zu gestalten. Kulturelle Bildung erweitert den Horizont – nicht nur in der Schule. Dabei übersieht man gerne, dass eine Horizonterweiterung nicht nur in die Breite, sondern auch in die Tiefe gehen kann. Das heisst für mich, sie sollte auch ein geschichtliches Verständnis fördern.

Was wünschst du dir für die Zukunft von Kulturvermittlung an Schulen?
Generell wünschte ich mir, dass Kulturvermittlung einen höheren Stellenwert erhielte. Speziell wäre es toll, wenn ein bis zwei Museumsbesuche pro Jahr auf jeder Stufe selbstverständlich würden. Im Thurgau gibt es eine grosse Bandbreite an Museen. Sie reicht vom lokalen Museum zur Ortsgeschichte über Museen zur Natur, Geschichte, Kunst und Technik bis hin zum Planetarium, das den Blick ins All öffnet. Jedes Museum ist einzigartig und bietet sich perfekt als Anknüpfungspunkt für die Wissensvermittlung an. Zudem bin ich überzeugt: Was Schülerinnen und Schüler im «Andersort» Museum erleben, bleibt hängen. Sie lernen eine neue Perspektive kennen, und das fördert Kreativität und eigenständiges Denken.

Ergänze bitte folgende Satzteile oder Stichworte:

  • Kultur ist für mich, im weitesten Sinne, alles, was vom Menschen geschaffen wurde und wird.
  • Dieses Buch/Musik/Film würde ich auf die berühmte einsame Insel mitnehmen: «Geld und Geist» von Jeremias Gotthelf (was ich schon lange lesen wollte und nie geschafft habe).
  • Wenn ich tanze, dann gerate ich ins Schwitzen.
  • Davon wird mir schwindlig: Bise.
  • Immer wieder lustig: «Tootsie» von Sidney Pollack.
  • Darauf freue ich mich: Auf den nächsten Museumsbesuch!

Herzlichen Dank für deine Antworten!