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Für die Natur sensibilisieren und den «Wissensrucksack» füllen

Für die Natur sensibilisieren und den «Wissensrucksack» füllen

Im Gespräch mit Barbara Zweifel-Schielly, Biologin und Co-Leiterin Naturzentrum Glarnerland

13.08.2023 - Menschen

Das Naturzentrum Glarnerland ist Anlaufstelle für alle Fragen rund um die Natur und Natur-Erlebnismöglichkeiten im Kanton Glarus. Seit 15 Jahren ist die Glarnerin Barbara Zweifel-Schielly als Co-Leiterin der Geschäftsstelle im Naturzentrum tätig. Wechselnde Sonderausstellungen, Erlebnis- und Spielstationen zur Natur und vieles mehr laden zum Entdecken und Verweilen vor Ort ein.

Du bist ausgebildete Biologin. Wie bist du auf diesen Berufswunsch gekommen? Wie war dein Verhältnis zur Natur in deiner Jugend?
Was kreucht und fleucht fand ich immer schon spannend. In meiner Kindheit gingen meine Eltern mit uns viel wandern. Mein verstorbener Vater war Geologe und hat uns die Welt der Steine nähergebracht. Mich hat aber auch interessiert, was unter oder zwischen den Steinen lebt und gedeiht. Zusätzlich wuchs in mir der Wunsch, die Zusammenhänge zwischen den verschiedenen Lebewesen und ihrer Umwelt zu verstehen. Das Wissen aus dem Studium hilft mir heute, Probleme in der Natur einordnen und mich für eine intakte Natur und die Sensibilisierung unserer Gäste einsetzen zu können.

Was hat dich dazu bewogen, nach dem ETH-Studium wieder zurück ins Glarnerland zu kommen?
Ein paar Jahre lebte ich im Grossraum Zürich. Dann war ich einige Monate mit dem Camper in Amerika und Kanada unterwegs. Unsere grosse Liebe und Begeisterung für das Glarnerland mit seiner schönen, vielfältigen und spannenden Natur auf kleinstem Raum haben mich und meinen Mann danach bewogen, unsere Kinder im Kanton Glarus aufzuziehen. Nach ein paar Jahren in der Forschung sehnte ich mich zudem nach einer Arbeit näher bei der Bevölkerung. Da kam mir die Anfrage zur Übernahme der Geschäftsstellenleitung im Naturzentrum wie gerufen.

Kürzlich konntet ihr die Geschäftsstelle in neuen Räumlichkeiten eröffnen...
Ja genau, das war im Frühjahr 2020 – gerade zur Zeit des ersten Covid-Lockdowns. Aufgrund der Pandemie waren die ersten zwei Jahre in den neuen Räumen etwas zäh. Umso grösser ist unsere Freude, dass wir letztes Jahr einen neuen Besucher:innenrekord verzeichnen konnten und auch 2023 sind wir schon sehr gut unterwegs.

Wie ist das Naturzentrum organisiert?
Das Naturzentrum Glarnerland ist eine private Stiftung. Die Finanzierung unseres Betriebs und unserer Angebote müssen wir selbst sichern. Wir finanzieren uns teils über mehrjährige Leistungsvereinbarungen mit Kanton, Gemeinden und Bund, teils über Projektgesuche an kantonale und schweizerische Stiftungen oder an Sponsoren, aber auch über Gönner- und Spendenaufrufe. Jeder Beitrag ist wertvoll und hilft uns weiter.

Ihr habt euch zu einem Kompetenzzentrum entwickelt, das über die Kantonsgrenzen hinaus Beachtung findet. Pro Jahr zeigt ihr zwei neue Sonderausstellungen. Wie findet ihr zu neuen Themen?
Ganz unterschiedlich: Der Entscheid für ein Thema kann aufgrund einer aktuellen Situation im Kanton erfolgen, beispielsweise wie jetzt, dem 475 Jahre Jubiläum des Freibergs Kärpf, des ältesten noch bestehenden Wildschutzgebietes in Europa. Auch schauen wir, dass wir mit den Ausstellungen nicht immer den gleichen Natur-Lebensräumen, Artengruppen und Themenfeldern eine Plattform geben, sondern auch hier die Vielfalt, Abwechslung und Saisonalität spielen lassen. Zu jeder Sonderausstellung führen wir im Kernteam gemeinsame Brainstormings durch. So können die Stärken und die Kreativität aller Mitarbeitenden bei der Umsetzung einbezogen werden.

Als ausserschulischer Lernort ist das Naturzentrum Glarnerland für seine interaktiven Angebote beliebt. Was ist das Spezielle daran?
Wir erarbeiten für jedes Thema neue interaktive Angebote, massgeschneidert für jeden Schul-Zyklus und Lehrplan21-konform. In den Workshops kommen oft zusätzliche Spiele und Arbeitsmaterialien zum Einsatz. Die Lehrpersonen können von diesen pfannenfertigen Ideen und vom Know-how des Naturzentrum-Teams profitieren und müssen sich nicht von Grund auf in das jeweilige Thema einarbeiten.

Was macht dich glücklich in deiner Tätigkeit?
Gerne helfe ich mit, die Bevölkerung und natürlich die junge Generation für die Glarner Natur zu begeistern und zu sensibilisieren. Für jedes Angebot, das wir zusammenstellen, formulieren wir Wünsche in Form von Umweltbildungszielen. Was sollen unsere Schüler:innen in ihrem «Wissensrucksack» mit nach Hause nehmen? Wenn wir diese Ziele erreichen und die Schüler:innen auch Spass am Angebot hatten, haben sich schon viele Wünsche von mir erfüllt!

Danke vielmals für das Gespräch. Wir wünschen dir und euch viele naturbegeisterte und wissbegierige Kinder, Jugendliche und Schulklassen, die ihr Wissen auch wieder in die Natur hinaustragen.

Danièle Florence Perrin, Geschäftsführung kklick GL