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Unterwasserwelten auf dem Pausenplatz

Unterwasserwelten auf dem Pausenplatz

Von gestalterischen Prozessen, handwerklichem Können und sinnstiftenden Herausforderungen

10.08.2023 - Praxis

Gleich zwei partizipative Kunst-am-Bau-Projekte wurden am Schulzentrum Bernegg in Kreuzlingen im Rahmen des Kulturagent.innen-Projekts dieses Jahr umgesetzt.

Im März gestalteten 37 Zweitklässler:innen und die TTG-Lehrerin Janine Eberle mit Unterstützung der Street-Art-Künstlerin Taina das Atrium des Pausenplatzes mit knallbunten Fantasiewesen auf blauem Grund. Inka Grabowsky hat in der Thurgauer Zeitung darüber berichtet. Mitte April gesellte sich das knapp 14 Meter lange Mosaik «Unterwasserwelt» dazu, welches der Mosaikexperte Christoph Wüthrich-Höhener vom Atelier K. mit zwei sechsten Klassen auf Initiative der Lehrerin Janine Vega-Widmer entwickelt und umgesetzt hat.

Christoph Wüthrich erzählt gerne über das im Frühjahr vollendete Gemeinschaftsprojekt. Und gerne hört man ihm zu, denn jede Aussage macht bewusst, mit wie viel Fachwissen, Herzblut und Idealismus er die Pausenplatzgestaltung begleitet hat. Der Aufwand, das grossformatige Mosaik umzusetzen, war zwar weitaus grösser als anfangs gedacht. Aber so sei das halt manchmal mit gestalterischen Prozessen. Wenn man einer Herausforderung begegne, müsse man sich darauf einlassen und nach innovativen Lösungen suchen.

Begonnen hat alles mit einer Begehung im November 2022 zusammen mit der TTG-Lehrerin Janine Vega-Widmer und der Kulturagentin Bettina Eberhard. Vega-Widmer hatte als Hauptinitiantin des Projekts bereits den Ort für das Mosaik vorgesehen. Nun mussten noch der Untergrund geprüft und die Dimensionen definiert werden. Die Ausmasse des Vorhabens rückten den damit verbundenen Aufwand ins Bewusstsein. Nur dank guter Planung, Flexibilität und grossem Einsatz konnte die Pausenplatzgestaltung überhaupt umgesetzt werden.

Bereitwillig gab Christoph Wüthrich sein Knowhow weiter und führte die Klassen während mehrerer Lektionen in der Schule in die Mosaiktechnik ein. Schliesslich setzten die Lehrpersonen zusammen mit den Schüler:innen das Gelernte über Wochen im Werkraum selbstständig um. Die Umsetzung brauchte Geduld und Durchhaltewille. Von den ersten Entwürfen bis zur Fertigstellung wurde von allen Beteiligten ein gutes Stück Arbeit geleistet.

Wüthrich sieht das für ihn sinnstiftende Ziel seines Auftrags insbesondere darin, die Schüler:innen mit dem Mosaikhandwerk, einer traditionsreichen gestalterische Technik, vertraut zu machen. Die Kinder sollten bei diesem Projekt Gelegenheit erhalten, mit eigenen Händen längerfristig an etwas zu arbeiten, das Bestand haben wird. Beim Entwerfen, handwerklichen Arbeiten, Tüfteln und zeitweiligem Scheitern durften alle Mitwirkenden neue Erfahrungen machen, Fertigkeiten erlernen, eine Entwicklung erleben.

Die grösste Herausforderung bestand darin, die von den Schüler:innen in Kleingruppen entworfenen und auf grossformatigen Zeichnungen ausgelegten Mosaikbilder in kurzer Zeit auf die Betonwand zu bringen. Ursprünglich war geplant, diese Arbeit dem Experten zu überlassen. Doch schon am zweiten Tag der Ausführung erhielt Wüthrich unverhofft Unterstützung von einigen Schüler:innen, die ihm selbst in ihrer Freizeit assistierten. Dieser hilfsbereite Einsatz und Enthusiasmus berührten und begeisterten den Mosaikkünstler sehr. Damit die Arbeit rechtzeitig fertig wurde und Bestand haben würde, half beim Verfugen ein professioneller Plattenleger aus Kreuzlingen.

Der Einsatz und das Dranbleiben haben sich sichtlich gelohnt. Tausende bunte Keramikbruchstücke setzen sich zu einem über sieben Meter langen Fries zusammen, auf dem sich Fische, Quallen, Schildkröten, Schalentiere und fantasievolle Meereswesen zwischen Wasserpflanzen und Unterwassertempeln tummeln. Die Schüler:innen der sechsten Klassen machten damit kurz vor ihrem Übertritt in die Oberstufen den anderen Kindern im Schulzentrum Bernegg ein ästhetisch gelungenes Abschiedsgeschenk, an dem alle nachhaltig Freude haben dürfen.

Stefanie Kasper, Geschäftsführung kklick TG

Fotos: Janine Vega-Widmer, Christoph Wüthrich-Höhener