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«Es ist wichtig, dass die Schule eine Person als kulturelle Themenhüterin definiert»

«Es ist wichtig, dass die Schule eine Person als kulturelle Themenhüterin definiert»

Im Gespräch mit Peter Meier, Leiter Amt für Volksschule und Sport Kanton AR

16.01.2024 - Menschen

Im August übernahm Peter Meier die Leitung des Amtes für Volksschule und Sport im Kanton Appenzell Ausserrhoden. Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit und das gemeinsame Festigen und Weiterentwickeln der kulturellen Bildung an den Ausserrhoder Schulen. Welche Rolle Kultur in seiner persönlichen Entwicklung und an seiner Schule im Kanton Thurgau, für die er zuvor als Schulleiter tätig war, gespielt hat, erzählt er uns im Interview für kklick.ch.

Was bedeutet Kultur für Sie im Leben?
Als Vereins-MEIER erfahre ich primär die gelebte Dorfkultur in den Vereinen und an den verschiedenen Gesellschaftsanlässen. Andererseits tauch(t)e ich als Präsident der Kulturkommission in meiner Wohngemeinde in die grossartige Vielfalt der Kulturangebote ein. Mit den Kommissionsmitgliedern konnten wir bekannte Grössen engagieren und einem breiten Publikum zugänglich machen und ihm einmalige Momente bereiten. Kurzum: Kultur ist Leben.

Gibt es ein erstes «kulturelles Erlebnis», an das Sie sich erinnern können, das Sie geprägt oder inspiriert hat?
An ein prägendes Erlebnis kann ich mich nicht erinnern. Ich bewundere Personen, welche kreative Fähigkeiten haben und diese Kompetenzen auch umsetzen können. Es sind die Geschichten der Personen hinter einem Kunstwerk oder einer kulturellen Veranstaltung.

Was ist Ihr kultureller Lieblingsort und warum?
Kein Theater, kein Museum, kein Konzertsaal, sondern die Kultur im öffentlichen Raum – z.B. die Schönheit der Natur, die Silvesterchläuse mit ihrem Zäuerli, der Auftritt einer Schulhausband, die Kunstwerke im Park, eine besondere Fotografie. Darum: Leben ist Kultur und findet überall statt.

Die vergangenen 17 Jahre waren Sie als Schulleiter im Kanton Thurgau tätig. Dort ist Ihnen die interkantonale Initiative kklick – Kulturvermittlung Ostschweiz sicher auch begegnet. Welche Bedeutung hatte Kultur/kulturelle Bildung an Ihrem Schulhaus und welche Erkenntnisse daraus haben Sie über die Kantonsgrenzen mit in Ihre neue Aufgabe genommen?
An der einen Schule organisierten wir immer eine Autor:innenenlesung und konnten dabei auf das Angebot von kklick zurückgreifen. Die Bestimmung einer im Schulhaus zuständigen Person für die Kulturvermittlung ermöglichte es mir, dass Vorschläge und Inputs aus dem Team kamen und ein breiteres Kulturangebot in den Schulalltag einfliessen konnte. Bei all den grossen Themen wie Lehrplaneinführung, Pandemiebewältigung und Schulentwicklung schaffte es die kulturelle Bildung nicht mehr aufs Podest. Es ist wichtig, dass die Schule eine Person als kulturelle Themenhüterin definiert hat und Kulturangebote in die Jahresplanung bzw. im Schulprogramm verankern kann. Und dann sind es eben die lokalen Traditionen einer jeden Schule, welche bewusst zelebriert werden sollen. Auch dies ist Kultur und muss gepflegt werden.

Wie kann eine Schulleitung die Integration von Kultur im Schulalltag unterstützen?
Dem Alltäglichen einen besonderen Hauch geben. Viele Kleinigkeiten machen eine Schulhauskultur aus. Die Gestaltung der Wände, Plakate mit Sprüchen und gut gemeinten Tipps – am besten von den Schülerinnen und Schüler selbst gestaltet. Ausstellungen von Werkgegenständen, Auftritte von Schulhauschor und -band, Projektwoche Kunst und Kultur, ein gemeinsamer Theaterbesuch …

Was braucht es aus Ihrer Sicht von Seiten des Amtes für Volksschule und Sport, um kulturelle Bildung an den Ausserrhoder Schulen zu verankern?
Die Kultur leben und nicht verordnen. Uns unserer Traditionen bewusst sein und diese stärken. Das Bewusstsein schärfen, dass Kultur zum Leben gehört und diese Tatsache auch in den Unterricht integrieren. So z.B. bei Themen wie Räume & Zeiten auch bedeutende Vertreterinnen und Vertreter der Kulturszene bzw. Kunstwerke aufnehmen. Und das Angebot von kklick unterstützen und darauf hinweisen.

Ergänzen Sie bitte folgende Satzteile oder Stichworte:

  • Dieses Buch / Diese Musik / Diesen Film würde ich auf die berühmte einsame Insel mitnehmen:

Buch: «Wie kommuniziere ich mit Pflanzen? Eine Anleitung für gestrandete Anfänger»
Musik: keine – das Lokalradio kann ich dort nicht empfangen
Film: Mein Weihnachtsklassiker – «Der kleine Lord»

  • Davon wird mir schwindelig: Der Gedanke, dass ich vor einem Publikum singen müsste. Oder von zu viel Alkohol :-)
  • Immer wieder lustig: Alltagskomik und Flachwitze
  • In fünf Jahren möchte ich: Mehr kulturelle Angebote und Ausstellungen besuchen.
  • Auf dieses Kulturerlebnis freue ich mich: ein Konzertbesuch von James Blunt

Herzlichen Dank für Ihre Antworten!