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Sichtbarkeit von Kultur im Schulhaus

Sichtbarkeit von Kultur im Schulhaus

Input von Kulturagentin Jelena Moser

31.10.2023 - Praxis

Wer sich für künstlerische Prozesse an und mit der Schule interessiert – ob als Kulturverantwortliche:r, als Lehrperson oder Schulleitung – ist immer wieder mit folgenden Fragen konfrontiert: Wie kann kulturelle und ästhetische Bildung im Schulalltag eingebettet werden? Wie können nachhaltige Gefässe dafür entstehen und bestehen? Wie können interne Prozesse und Auseinandersetzungen anschaulich sichtbar gemacht werden? Und ganz konkret: Wie kann Kultur im Schulhaus sichtbar werden?

Kulturagentin Jelena Moser hat hierzu Inputs zusammengetragen, sowie Beispiele der zwei Schulen, welche sie im Rahmen ihrer Tätigkeit für das Projekt «Kulturagent.innen Schweiz für kreative Schulen» begleitet hat. Sie möchte dazu anregen, Orte und Strukturen im eigenen Schulhaus dahingehend zu befragen, wie sich Schulkultur darin zeigen kann. Um mittels der je eigenen Antworten den Möglichkeiten auf die Spur zu kommen, wie Räume oder Gefässe aktiv und kreativ gestaltet werden können.

Teamzimmer
Die Pausenklingel gibt den Takt des Kommens und Gehens vor: sitzen, aufstehen, essen, austauschen. Der Tisch in der Mitte ist das Zentrum des Zusammenkommens im Raum. An den Wänden wird die Grundstruktur von Schule als System sichtbar: Stundenpläne, Merkblätter, Weisungen, Lektürehinweise zum Kontext Schule sowie Erinnerungen an gemeinsam verbrachte Zeit ausserhalb der Schule.
Welchen Einfluss kann eine Umgestaltung des Teamzimmers auf Haltungen im Unterricht, aber auch innerhalb des Teams haben? Wie verändert sich die Einstellung von Lehrpersonen, wenn Wände des Teamzimmers für künstlerische Prozesse zur Verfügung gestellt werden? Unfertiges sichtbar wird oder gemeinsam gestaltete Objekte neben der Kaffeemaschine zu sehen sind?

Beispiel: Die Kulturgruppe der Primarschule Bazenheid hat eine Kulturwand im Teamzimmer initiiert. Idee ist es, Kulturprojekte innerhalb der Schule sichtbarer zu machen. Neben der Dokumentation von laufenden und durchgeführten Projekten sind auch aktuelle Kulturangebote für Schulen aus der Region sichtbar, Flyer können aufgehängt werden etc. Idee der Wand ist es, das kulturelle Leben innerhalb der Schule einerseits lebendiger zu machen und andererseits Lehrpersonen auf die vielen Möglichkeiten aufmerksam zu machen.

Teamsitzungen
Ist es möglich, 5 Minuten «Kunst und Kultur» als festes Gefäss innerhalb der Stufensitzungen zu etablieren? Hier kann ein Austausch über laufende oder geplante Projekte, neue kulturelle Angebote, Wissenswertes zum Thema etc. stattfinden.

Beispiel: Marianne Kuster, Kulturverantwortliche der Primarschule Gais, stellt an den Teamsitzungen jeweils ein Argument für kulturelle Bildung vor und diskutiert es mit ihren Teamkolleg:innen. Grundlage hierfür bildet ihr das von kklick erstellte Plakat «Warum kulturelle Bildung wichtig ist» mit 10 Argumenten dafür. Dieses findet sich auf der kklick-Webseite zum Download oder kann als gedrucktes Plakat unter arsg[at]kklick.ch bestellt werden.

Pause
Als Gegenspielerin zum Unterricht wird der Pause oft zu wenig Beachtung geschenkt. Dabei prägt sie die Schulkultur bedeutsam – unter den Schüler:innen sowie unter den Lehrpersonen. Was für Pausentraditionen gibt es? Was spielen die Schüler:innen für Spiele? Stellt die Schule hierfür Material zur Verfügung? Bälle, Kreiden, Seile etc.? Wie würden sich die Pausen verändern, wenn anderes Material vorhanden ist?

Brücken schlagen
Kulturelle Bildung kann so vieles: Kompetenzen fördern, Selbstwirksamkeit stärken, zu kritischen Betrachtungen und Reflexionen anregen oder kulturelle Erfahrungen ermöglichen. Deswegen gebührt ihr ein fester Platz in jedem Schulhaus.

Wie aber kommen wir dahin? Ziel ist es, Brücken zu schlagen zwischen dem, was ist und dem, was sein könnte. Hierfür ist es wichtig, sich zunächst dem Ist-Zustand bewusst zu werden. Beispielsweise mit folgenden Fragen: Wo zeigt sich Schulkultur bei uns? Was gibt es bereits für kulturelle Gefässe an unserer Schule? Und was für Orte fehlen? Ein Ausstellungsraum? Ein digitaler Kommunikationskanal zu Kultur? Ein Format für den Austausch über Kreativität? Was würde passieren, was würde sich verändern, wenn diese vorhanden wären?

Das Schlagen von Brücken zum Wunschszenario kann bereits durch das Initiieren einfacher, kleiner Gefässe und Orte geschehen. Denn schon wenig Veränderung kann zur Entwicklung einer Schulkultur beitragen. Wenn diese dann durch Lehrpersonen, Schüler:innen und Schulleitung getragen und weiterentwickelt wird, steht der Verankerung kultureller Bildung im Schulalltag und der Sichtbarkeit von Kultur im Schulhaus nichts mehr im Wege.