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Rückblick Netzwerktreffen #18 AR/GL/SG

Rückblick Netzwerktreffen #18 AR/GL/SG

Von der Vergangenheit als Inspiration

05.10.2023 - Aktuell

Die Klänge der Posaune von Krasimir Stefanov lockten die Teilnehmenden zum Start des 18. kklick-Netzwerktreffens der Kantone AR, GL und SG ins oberste Geschoss des Zeughaus Teufen. Unter dem ehrwürdigen Gebälk dieses Gebäudes, dessen besondere Konstruktion später noch von der Gastgeberin vorgestellt wurde, ging es an diesem Septembermittwoch um das Thema «Vergangenens vergegenwärtigen».

Sehr gegenwärtig im Kanton ist die bäuerliche Kultur, wie Felicia Egger – Leiterin Abteilung Regelpädagogik des Amtes für Volksschule und Sport des Kantons Appenzell Ausserrhoden – in ihrem Grusswort hervorhebt. Gegenwärtig auch auf dem Zeughausplatz vor dem Veranstaltungsort. Dort wurde nämlich bereits für die Viehschau am nächsten Tag eingerichtet. Diese könne, so Egger, auch ein ausserschulischer Lernort sein. Zumindest für Lehrpersonen, wie sie augenzwinkernd anfügt. Die Schule als Kulturort sei eine Chance, betont sie, und dass es auch zu deren Aufgaben gehöre, die Türen für Kultur von aussen zu öffnen. Hier könne kklick als Türöffnerin walten. Welche Kulturangebote sich dank geöffneter Schulhaustüren ihren Weg zu den Schüler:innen bahnen können, erfuhren und erlebten die Teilnehmenden im Laufe des Nachmittags.

Vorher aber dachte Jelena Moser, Kulturagentin an den Primarschulen Gais (AR) und Bazenheid (SG), in einem Fachinput gemeinsam mit den Teilnehmer:innen darüber nach, wie schulische Räume kreativ und aktiv gestaltet werden können, um die Sichtbarkeit von Kunst und Kultur im Schulhaus zu erhöhen. Was ist der Ist-Zustand und was sind neue Möglichkeiten? Welche Brücken wollen und können gelegt und gebaut werden?

Um Brücken ging es beispielsweise im Workshop «Grubenmanns und da Vincis Brücken erzählen»; eines der drei Kulturangebote, die es zu entdecken gab. Zuerst erklärte Lilia Glanzmann, Co-Leiterin des Zeughauses, die statischen Besonderheiten des Baus und die Ingenieurskunst der Familie Grubenmann dahinter. Die eigenen Fähigkeiten im Brückenbau testen konnten die Teilnehmenden im Anschluss beim Aufbau einer Konstruktion in Modellgrösse inmitten der aktuellen Ausstellung von Lang/Baumann. Basierend auf Prinzipien von da Vinci, eines der bekanntesten frühen Statikgenies, wurden Holzlatten ineinandergesteckt und so verblüffend selbsttragende Konstruktionen erschaffen. Sofort wurde allen Baumeister:innen klar: Ohne Teamarbeit geht’s nicht. Nur einer der vielen Aspekte, die das Angebot des Zeughaus Teufen für Schulklassen attraktiv machen.

Vergangenheit und Gegenwart verbindet auch das Generationenprojekt «Zeitmaschine bauen» des Vereins Zeitmaschine.TV. Dank Christian Lüthi erhielten die anwesenden Lehrpersonen einen Einblick in das Angebot, welches Brücken zwischen den Generationen schlägt. Am Beginn stand eine Reise in die Vergangenheit mittels Gegenständen aus früheren Zeiten, die auf einem Zeitstrahl platziert wurden und viel zu reden, schmunzeln und diskutieren gaben. Im Rahmen von Projektwochen führt Zeitmaschine.TV Schüler:innen damit in die historische Recherche ein. Die Schulklassen führen anschliessend Interviews mit Zeitzeugen, verfilmen diese mittels einer App, schneiden die Beiträge und stellen sie als Oral History Kurzfilme zusammen. Einsicht in die oft in Kooperationen mit lokalen Museen entstandenen Generationenprojekte gibt eine Homepage und macht sie damit zugänglich und sichtbar.

Sichtbar machen, was sonst unter der Erde verborgen bliebe, dafür steht die Archäologie. Mit ihrem Archäomobil ist der Verein Archäologie mobil seit 2021 auch in der Ostschweiz unterwegs und bringt die spannende Wissenschaft und ihre Geheimnisse ins und vors Schulhaus. In 90-minütigen Workshops können Schüler:innen Originalfunde aus der Region nicht nur anschauen sondern auch anfassen. Danach werden archäologische Methoden erklärt und können selbst erprobt werden. Wie sieht die Fundstelle aus? Um was für eine Erdschicht handelt es sich? Und wo muss der Fund auf dem Plan eingezeichnet werden? Dank dem Archäomobil werden Schüler:innen selbst zu Archäologinnen und Archäologen und zwar direkt auf dem eigenen Schulhausplatz.

Alle drei Workshops zeigten, dass die Vergangenheit auf verschiedenste Weise erlebt, vergegenwärtigt und als Quelle der Inspiration dienen kann. Inspiration für weitere kulturelle Erlebnisse mit der Schulklasse boten auch die verschiedenen Kulturanbietenden, welche in der Pause und während dem Apéro zum Abschluss des gehaltvollen Nachmittags den Marktplatz gestalteten und mit vielen Informationen zu ihren Angeboten den teilnehmen Lehrpersonen zur Verfügung standen.

Zum letzten Mal an einem Netzwerktreffende teilgenommen hatte Eduard Hartmann, seines Zeichens Mitbegründer von kklick – Kulturvermittlung Ostschweiz und langjähriger Mitarbeiter des kantonalen Amtes für Kultur St.Gallen. Verabschiedet wurde er von Richi Küttel, der ihm zum Dank und Abschied nicht nur ein Buch – ist das Lesen doch die kulturelle Tätigkeit, welche am freisten, sprich fast immer und überall ausgeübt werden kann – sondern auch einen kklick-Kulturpass überreichte. So ist anzunehmen, dass Eduard Hartmann weiterhin an einigen Kulturanlässen und -veranstaltungen in der Ostschweiz anzutreffen sein wird.

Übrigens: In Appenzell Ausserrhoden besuchen genauso viele Kinder die Volksschule wie es Schafe gibt im Kanton, nämlich 6000. Vielleicht wirken irgendwann auch so viele Kulturverantwortliche in den kklick-Kantonen. Bis dahin erfreuen wir uns an den rund 390, welche diese wichtige Funktion in ihrem Schulhaus bereits wahrnehmen und sich – auch mit der Teilnahme an den Netzwerktreffen – für die Verankerung der kulturellen Bildung im Schulalltag einsetzen. Vielen Dank dafür!